Pressemitteilung
Lausanne, 24 février 2025
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Das CHUV und das Schweizer Paraplegiker-Zentrum bündeln ihre Kräfte für Patienten mit Rückenmarksverletzungen

Bei Menschen mit Querschnittlähmung ist das Rückenmark geschädigt. Eine engmaschige und regelmässige medizinische Betreuung ist unerlässlich, um Komplikationen zu vermeiden und ihre Lebensqualität zu verbessern. Das CHUV und das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil (LU) bieten gemeinsam eine Spezialsprechstunde in der Universitätsabteilung für Neurorehabilitation (Service universitaire de neuroréhabilitation – SUN) am CHUV in Lausanne an.

Dank der multidisziplinären Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum und dem CHUV wird im CHUV künftig eine spezialisierte ambulante Paraplegiologie-Sprechstunde für Menschen mit Rückenmarksverletzungen angeboten. CHUV 2024 | WEBER Gilles

Die Aufgabe des Rückenmarks besteht darin, Informationen zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers zu übertragen, indem es Strukturen des zentralen und peripheren Nervensystems miteinander verbindet. Eine Schädigung des Rückenmarks kann durch eine Verletzung oder eine Erkrankung verursacht werden. Es kann sich um eine traumatische Verletzung (Unfall, Sturz, Gewalteinwirkung usw.), eine Schädigung durch eine infektiöse, vaskuläre oder entzündliche Erkrankung (Meningitis, Multiple Sklerose usw.) oder einen Tumor handeln, der das Rückenmark komprimiert.

Je nach Schädigung sind bestimmte Verbindungen gestört und die entsprechenden Funktionen beeinträchtigt. So kann es bei einer Querschnittlähmung zu einem Verlust der Bewegungsfähigkeit und/oder des sensorischen Empfindens unterhalb der Läsionshöhe in Form einer Paraplegie (Lähmung der Beine und manchmal des Rumpfes) oder einer Tetraplegie (Lähmung der Arme, des Rumpfes und der Beine) kommen.

Patientinnen und Patienten mit besonderen Bedürfnissen
Menschen mit Querschnittlähmung  haben spezifische Beeinträchtigungen. Einige sind sichtbar, z. B. motorische Störungen,  bei denen es schwierig ist, Arme und/oder Beine zu bewegen. Andere sind nicht sichtbar, wie z. B. Störungen des sensorischen Empfindens. Es gibt auch weniger bekannte Beeinträchtigungen, wie z. B. Störungen im Darm-, Harn- oder Genitalbereich. Die komplexen Symptome, die mit einer Schädigung des Rückenmarks einhergehen, erfordern eine hochspezialisierte Langzeitbehandlung.

Dr. Etienne Aleton, Leitender Arzt der Universitätsabteilung für Neurorehabilitation und Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation, hat die Einrichtung dieser neuen Paraplegiologie-Sprechstunde mit dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) koordiniert. Er erklärt, warum diese Patientinnen und Patienten eine spezialisierte Betreuung benötigen: « Die Auswirkungen einer Rückenmarksverletzung auf den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten sind vielfältig und bedürfen einer hochmodernen Betreuung, um Unabhängigkeit und Lebensqualität zu erhalten. Bei unsachgemässer Versorgung besteht die Gefahr von Komplikationen, insbesondere von Infektionen oder Hautschädigungen wie beispielsweise Druckgeschwüren, die mitunter lebensbedrohlich sind. »

Hochmoderne ambulante Versorgung vor Ort
Um eine hochmoderne Versorgung zu bieten, haben das CHUV und das SPZ im Laufe des Jahres 2024 eine Vereinbarung unterzeichnet und kurz darauf die ersten Paraplegiologie-Sprechstunden angeboten. Luca Jelmoni, Direktor des SPZ, ist darüber hocherfreut: « Wir sind stolz darauf, mit der Universitätsabteilung für Neurorehabilitation am CHUV zusammenzuarbeiten, um dieses spezialisierte Versorgungsangebot bereitzustellen. Die Entwicklung und das Angebot einer ambulanten Paraplegiologie-Sprechstunde ist unerlässlich, um eine umfassende Betreuung der physischen, physiologischen, emotionalen, mentalen und sozialen Aspekte von Patientinnen und Patienten mit Rückenmarksverletzungen in der Westschweiz zu gewährleisten. Ein Vorteil dieser Zusammenarbeit ist die Bündelung der spezialisierten, französischsprachigen Pflege innerhalb des CHUV, wodurch den rückenmarksverletzten Patientinnen und Patienten die zahlreichen Fahrten in unsere Einrichtung in Nottwil im Kanton Luzern erspart bleiben. Nur die rehabilitative Erstversorgung wird nach wie vor in Nottwil durchgeführt. »

« Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzte- und Pflegeteams von SPZ und CHUV gewährleistet die Kontinuität der Pflege und garantiert so eine optimale langfristige ambulante Versorgung unserer Patientinnen und Patienten, die nicht mehr so viele Fahrten wie früher auf sich nehmen müssen », ergänzt Dr. Aleton.

Das bedeutet konkret, dass ein Team von Therapeuten des SPZ (vier Physiotherapeuten und vier Ergotherapeuten, die sich abwechseln) regelmässig ins CHUV kommt, um diese multidisziplinäre ambulante Sprechstunde anzubieten. Sie findet an drei Tagen im Monat statt und umfasst zwei Phasen. Zunächst trifft sich die Patientin oder der Patient einmal mit den versammelten Spezialisten, um ihre/seine Bedürfnisse und Erwartungen darzulegen. Anschliessend erhält sie/er eine individuelle Beratung mit jedem einzelnen Spezialisten. Zwei Fachärzte sind für diese Konsultation zuständig: Dr. Aleton auf Seiten des CHUV und Dr. Ruijgrok auf Seiten des SPZ. Die Verfügbarkeit der Pflegekräfte von ParaHelp ermöglicht darüber hinaus eine Betreuung zu Hause, sofern dies angebracht ist.

Dank dieser multidisziplinären Zusammenarbeit können Patientinnen und Patienten mit Rückenmarksverletzungen in der Westschweiz künftig gleichzeitig von der Expertise des SPZ und des SUN im Hinblick auf eine spezifische Beratung und Unterstützung, von einer geschützten Umgebung, von den Fachabteilungen eines Universitätsspitals sowie von einer eventuellen Betreuung durch ParaHelp im Spital und zu Hause profitieren. Die Nutzung des SPZ-Netzwerks erleichtert darüber hinaus den Zugang zu geeigneten Sportangeboten, zu Architekten, die auf Wohnraumgestaltung spezialisiert sind, oder auch zu Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, die den Kontakt zu den Sozialversicherungen vereinfachen.

Langfristig können in dieser gemeinsamen ambulanten Sprechstunde von SPZ und SUN jährlich etwa 200 Patientinnen und Patienten mit Rückenmarksverletzungen im CHUV betreut werden.

Auskünfte
Kommunikationsabteilung des CHUV: medias(at)chuv.ch +41 79 556 60 00
Kommunikationsabteilung des SPZ: medien(at)paraplegie.ch +41 41 939 62 80

Auskunft für Patientinnen und Patienten
Besuchen Sie die Website der Paraplegiologie-Sprechstunde

Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ)
Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil (LU) ist eine private, national und international anerkannte Spezialklinik für Querschnitt-, Rücken- und Beatmungsmedizin: akut. reha. lebenslang. Im SPZ stehen 204 Betten zur Verfügung. Das SPZ wurde 1990 von Dr. med. Guido A. Zäch eröffnet und beschäftigt heute 1569 Personen. Die Spezialklinik gehört zur Schweizer Paraplegiker-Gruppe, welche ein integrales Netzwerk zur ganzheitlichen Rehabilitation von Querschnittgelähmten umfasst. Träger des Netzwerks ist die Schweizer Paraplegiker-Stiftung. 
www.paraplegie.ch

ParaHelp
ParaHelp ist Teil des einzigartigen Leistungsnetzes der Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG), das sich auf die ganzheitliche Rehabilitation von Menschen mit Querschnittlähmung fokussiert. Wir sind ein Leben lang da für Menschen mit unfall- oder krankheitsbedingter Rückenmarkverletzung, ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose), Polio (Poliomyelitis/Kinderlähmung) und Spina bifida (offener Rücken). Gemeinsam mit ihnen und ihren Angehörigen erarbeiten wir Lösungen für ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben – zuhause, in Wohngemeinschaften und in externer Pflege.
www.paraplegie.ch/parahelp/de/

Das CHUV in Kürze

Das CHUV gehört neben Genf, Bern, Basel und Zürich zu den fünf führenden Universitätspitälern der Schweiz. Es erfüllt drei Grundaufträge, die ihm vom Staat anvertraut werden: Behandlung, Ausbildung und Forschung. 

Dank seiner 12'675 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden 2023 im CHUV 53'964 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen. 79'545 Notfälle wurden behandelt und 3’154 Geburten begleitet. Sein jährliches Budget beläuft sich auf 1,9 Milliarden Franken. 

Um die Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sicherzustellen, arbeitet das CHUV eng mit der biologischen und medizinischen Fakultät der Universität Lausanne zusammen. Es kooperiert ausserdem mit anderen Hochschuleinrichtungen aus der Genferseeregion (EPFL, ISREC, Institut Ludwig, Universität Genf), dem Universitätskrankenhaus Genf sowie anderen Spitälern, Pflegeeinrichtungen und Institutionen, wie beispielsweise der Fédération des hôpitaux vaudois (Vereinigung der Waadtländer Spitäler) und der Société vaudoise de médecine (Waadtländer Gesellschaft für Medizin).

Seit 2019 gehört das CHUV laut dem Nachrichtenmagazin Newsweek zu den besten Krankenhäusern weltweit.